Was für eine Stadt!

Ich hatte keine Vorstellungen, wie Taschkent als Stadt sein wird. Aber heute war ich reichlich verblüfft und begeistert.

Aber der Reihe nach. Munter wurde ich kurz nach 9 und als mir bewusst wurde, dass es nur bis 10 Uhr Frühstück gibt, hab ich mich gesputet. Immerhin ist das zu Hause eine Zeit von 6 bis 7 Uhr, und das ist ja gewöhnlich gar nicht meine Zeit. Umso erstaunlicher, dass ich ohne Wecker aufgewacht bin. Frühstück ist hier top und ich traf auch meine Fotografen-Kollegin. Wir fuhren dann sofort zum Wyndham-Hotel zur Akkreditierung. Unsere Athleten der unteren Gewichtsklassen waren auch in der Nacht angekommen und absolvierten schon die erste Einheit auf der Matte. Beste Bedingungen in ihrem Hotel für die Vorbereitung der WM.

Ich zog dann alleine los und wollte die Stadt etwas erkunden. Und das war dann schon sehr beeindruckend. Sehr viele neue und tolle Gebäude, alte wiederaufgebaute Häuser und sehr großzügige Stadtgestaltung. Vierspurige Straßen durchziehen die Hauptachsen und Ringe, auch sonst gibt es auffallend viel Grün, Parks und Wasserspiele. Diese gesamte Struktur kommt sicher auch daher, da 1966 ein schweres Erdbeben in Taschkent wütete und danach die Stadt wieder aufgebaut wurde.

Hier ein paar Eindrücke:

Das Temuriden-Museum über die Herrscher aus dem 14. Jahrhundert

Dieses Gebäude des Temuriden-Museums war sehr beeindruckend. Es war von meiner Richtung kommend der „Eingang“ für den Amir-Timur-Platz. Er ist einer der zentralen Plätze in Taschkent und enorm großzügig und toll angelegt. Der Platz wurde nach dem zentralasiatischen Militärführer und Eroberer Timur benannt.

Rund um den Platz geht ein Kreis einer vierspurigen Straße, die als Einbahnstraße konzipiert ist. Darin eingeschlossen ist ein riesiger Park, der eine Oase der Ruhe und Besinnlichkeit ist.

Der Platz wurde 1882 angelegt und ist seitdem ein zentraler Platz der Stadt. Im Laufe der Zeit wurde er immer wieder umgestaltet und neue Gebäude wurden errichtet. Größere Umgestaltungen erfuhr der Platz unter anderem 1994 anlässlich des dritten Jahrestags der usbekischen Unabhängigkeit und im Jahr 2009.

Aber zunächst einige Bilder der um den Platz herum stehenden Gebäude.

Die staatliche Bank von Taschkent
Typisch советская гостиница – das Hotel Uzbekistan, ein imposanter Bau
daneben ein weiterer beeindruckender Bau – das Kongresszentrum

Am Kongresszentrum entlang gab es über eine lange Strecke schöne Wasserspiele. Auffallend ist, dass hier überall sehr edel gebaut wird. An vielen Stellen gibt es braunen Marmor. Hier bei den Einfassungen der Wasserbecken, an anderer Stelle bei den Eingängen für die Unterführungen der Straßen oder gar gefühlt kilometerlang an der Straße.

Diese Gehwegbegrenzungen gibt es an einer der Hauptstraßen auf beiden Seiten.
Der Glockenturm von Taschkent

Zentrales Element des Platzes ist eine große Bronzestatue, die Timur auf einem Pferd zeigt. Die Statue wurde von Bildhauer Ilhom Jabborov geschaffen. Auf dem Sockel der Statue ist Timurs Leitspruch Kraft liegt in der Gerechtigkeit eingraviert.

Wasserspiele in der Parkanlage des Amir-Timur-Platzes.

Der Park ist sehr gepflegt, wie überhaupt die ganze Stadt. Viele Bänke laden zum Ausruhen ein, die meisten sind im Schatten der mittlerweile recht großen Bäume.

Ich zog dann weiter. Mein Ziel ist ja das Theater Alisher Navoï. Da in den nächsten Tagen ein richtig sehens- und hörenswertes Programm geboten wird, will ich mir dieses tolle Haus auch mal von innen anschauen und dafür eine Eintrittskarte kaufen.

Zunächst schlenderte ich jedoch durch weitere Parkanlagen, die auch hier sehr gepflegt werden.

Mein Weg führte mich zum Palace of the Grand Duke Nicholas

Beim Über- bzw. Unterqueren der Staße war wieder diese noble Baukunst mit Marmor…

Sehr beeindruckt hat mich der Memorial Platz, obwohl ich letztlich nicht bis zum letzten Denkmal gehen konnte. Aber ich durfte fotografieren.

Der Eingangsbereich zum Memorial-Platz. Davor gibt es Wasserspiele, die jedoch nicht an waren.
Und immer wieder der Humo-Vogel über dem großen Tor
In der Mitte das Museum für Geschichte
Das Opernhaus Alisher Navoï

Ich kam doch wirklich an die Kasse ran und kaufte mir ein Ticket für das Ballett „Humo“. Ich vermute, dass es sehr modern sein wird, aber dennoch freue ich mich drauf und werde es am 7. Oktober genießen. Ich muss auch etwas vorsichtig sein, die Vorführungen beginnen bereits um 18 Uhr, aber da finden ja noch die Finalkämpfe der WM statt. Insofern kann ich leider nicht jeden Abend in die Oper gehen, ich hoffe ja doch, dass unsere Sportler am Abend noch ein Wörtchen mitreden.

Übrigens habe ich für diese Karte zwar 100.000 Som bezahlt, das sind aber gerade mal zehn Euro.

Nach diesem kilometerweiten Trip war ich langsam fußlahm, vor allem, da ich in Flipflops gelaufen bin. Aber wie kommt man an ein Taxi ran? Hier in Usbekistan gibt es keine öffentlichen Taxen wie bei uns. Das machen Privatleute, die zwar ihre Prüfungen ablegen müssen und gelistet sind, aber die Autos sind überhaupt nicht zu erkennen.

Dass man einfach am Straßenrand winken muss, das hab ich zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst. Ich kam zu einem Platz, auf dem es mehrere Geschäfte gibt. Vielleicht gibts ja dort eine Chance? Zwei Herren standen und ich hatte den Eindruck, dass sie vielleicht Taxifahrer sein könnten. Also fragte ich. Der eine war sofort am Handy und rief eine App auf. Dort gibt man den Standort und das Ziel ein und ruft damit ein Taxi. Man kann sich für die Größe des Autos entscheiden und sieht damit, wie hoch der Preis sein wird. Es wird sofort angezeigt, welche Autonummer das Taxi hat und wann es da ist. Eine äußerst praktische Sache.

Später erfuhr ich, dass ich jedoch diese App nicht laden kann, es geht auf unseren Handys nicht.

Zwei Minuten später stand mein Taxi vor mir und fuhr mich die ca. 5 km zu meinem Hotel. Am Ende bezahlte ich 12600 Som, umgerechnet also etwa 1,25 €.

Gerade als ich zum Abendessen gehen wollte, klingelte mein Telefon. Mein früherer Vereinskamerad Marko Spittka, der heute Sportdirektor in Usbekistan ist, hatte ein Restaurant zum Abendessen bestellt. Ob ich mitkommen wolle. Glücklicherweise habe ich mich entschieden, gleich direkt zum Restaurant zu fahren und mich nicht erst irgendwo zu treffen und gemeinsam dorthin zu fahren. Als ich zur Rezeption ging und mir ein Taxi bestellen wollte, schaute mich der Herr dort sehr verduzt an. Ein Taxi? In das Restaurant? Warum? Es ist nicht mal eine Minute entfernt von hier. Damit hatte ich ein ziemlich großes Problem für mich geklärt. Ich musste mir keine Sorgen mehr wegen meines Geldes machen. Meine wenigen Som, die ich im Flieger bei meinem jungen Nachbarpärchen getauscht hatte, waren bis auf 6000 Som, das sind gerade mal 60 Cent, aufgebraucht. Und ich wusste, dass Marko einen Umschlag mit etwas Geld in der usbekischen Währung vorbereitet hatte. Meine private Wechselbank sozusagen 😉

Wir hatten einen sehr netten Abend in einem urigen albanischen Restaurant gleich um die Ecke und dank unserer privaten Tauschbank konnten wir die Rechnung an Marko in Euro bezahlen.

Und als ich nach Hause kam, war ich doch wirklich Millionär 😉

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