In den letzten beiden Tagen meines Aufenthaltes in Usbekistan stand unsere Fahrt nach Samarkand und Buchara auf dem Plan.
6:30 Uhr ging der Wecker. Es fiel mir ganz schön schwer, aufzustehen. Aber die Dusche machte mich munter.
Ich bestellte mir im Hotel noch schnell das Taxi für Montagfrüh halb 3, damit ich pünktlich zum Heimfliegen auf dem Flughafen sein kann. Und schon kam der Abholservice.
Der Bahnhof in Taschkent ist beeindruckend. Ich hatte ja vor Beginn der Reise ein Foto im Teaser, da ich noch kein eigenes Bild hatte.
Erst einmal gab es schon ein ganzes Stück vor dem Gebäude die Ticketkontrolle. Beim Betreten des Bahnhofs dann Sicherheitskontrollen fast wie am Flughafen. Das Ganze hat natürlich auch den Nachteil, dass man sich schon an der ersten Ticketkontrolle verabschieden muss. Also nicht wie bei uns, dass man noch bis zum Zug mitkommen kann und sogar in den Zug einsteigen könnte. Das geht hier gar nicht, übrigens auch nicht auf dem Flughafen. Auch da gibt es mit dem Betreten des Gebäudes die Kontrolle und keiner ohne Ticket kommt rein.
Auf Gleis 6 steht unser Shark-Train. Wir sitzen in der 1. Klasse. Es ist sehr großzügig. Ich habe einen Einzelplatz und die Sitze sind sehr bequem, ähnlich wie in einem Fernsehsessel.
Der Zug fährt auf die Minute genau pünktlich los. Schon in der ersten halben Stunde bietet das Bordrestaurant Tee an und es kommen dann Mitarbeiter, die Sandwiches verkaufen. Da heute mein Frühstück sehr spärlich ausfiel, war es eine willkommene Möglichkeit zu frühstücken. Es war lecker und ich habe gerade mal 1,50 € bezahlt. Der Kaffee war da deutlich teurer. Ein Americano für 2 Euro. 😉
Wir fuhren durch die Steppe, es war alles sehr trocken und die kleinen Orte waren alles Oasen.
Angekommen in Samarkand bestaunte ich erst einmal den Bahnhof. Ein tolles modernes und supersauberes Gebäude!
Unser Abholservice funktionierte perfekt, wie so alles auf unserer Reise.
Samarkand ist nach Taschkent die zweitgrößte Stadt Usbekistans und hat 650.000 Einwohner. Sie ist bereits über 2750 Jahre alt, liegt 710 m über dem Meeresspiegel und hat wie die ganze Region hier Kontinentalklima. 268 Tage im Jahr scheint die Sonne und im Winter gehen die Temperaturen maximal bis -5° runter. Falls mal Schnee fällt, dann liegt er nicht lange. Die Stadt hat zehn Hochschulen und Unis und jede Menge Sehenswürdigkeiten.
Die Stadt wurde n seiner Geschichte mehrmals erobert, zerstört und wiederaufgebaut. Ca. 400 vor unserer Zeitrechnung war Alexander der Große hier, im 7. Jahrhundert kam der Islam, im 13. Jahrhundert hat Dschingis Khan unglaublich viel zerstört, eben auch die Stadt Afrosyab, wie Samarkand früher hieß. Die Stadt wurde dann an anderer Stelle wieder aufgebaut. Im 14. Jahrhundert kam dann Amir Timur, der große Feldherr und heutige Volksheld in Usbekistan.
Zunächst fuhren wir zum Mausoleum vom Amir Timur. Er ist 1336 ca. 100 km südlich von Samarkand geboren und lebte bis 1405. Er ist eigentlich in Kasachstan gestorben, da man ihn aber in seiner Heimat haben wollte, wurde er einbalsamiert und dann sein Sarg nach Samarkand gebracht. Sein Mausoleum, das Gur Emir Ensemble, ist sehr monumental. Es ist eines der wichtigsten Bauten mittelalterlicher islamischer Architektur.
Das Besondere ist die Kuppel mit 64 Rippen. Es ist im persischen Stil gebaut, wie so viele Koranschulen oder andere Gebäude in Usbekistan. Besonders ist auch das dreidimensionale Muster über dem Hauptportal. Auch das findet man oft bei religiösen Bauten in Usbekistan.
Der goldene Raum ist ein Gebetsraum, in dem Grabsteine von Amir Timur und seiner Familie stehen. Die Gräber selbst sind jedoch darunter in der Krypta.
Auffällig war, dass die Kuppeln der religiösen Bauten immer sehr hoch sind, innen aber deutlich flacher. Diese beiden Kuppeln sind verbunden mit einer starken Dämmung und sie haben oben meist ein Loch, damit die Wärme abziehen kann und sich damit der Raum darunter nie so extrem aufheizt. Im Sommer sind hier mal ganz normal 50°C. Es ist eine sehr trockene Wärme, deshalb ist sie nicht vergleichbar mit den Temperaturen bei uns. Dennoch ist es extrem heiß.
Übrigens hat Amir Timur eine große Familie gehabt und Nachfolger von ihm leben noch in Indien. Einer von seinen Nachfolgern war der Erbauer des Tadj Mahal.
Dann fuhren wir weiter zu DEM Highlight unserer Reise. Wir kamen zum Registan-Platz.
Der Registan wurde zum wichtigsten Platz der Stadt, nachdem das Leben in Afrosyab zum Erliegen kam. Er wurde mehrere Male umgebaut. Heute stehen dort drei ehemalige Medresen, das sind Koranschulen. Auf der ganzen Welt gibt es keinen vergleichbaren Platz, an dem drei monumentale Medresen vereinigt sind.
Alle drei sind heute nicht mehr als solche genutzt. Wie schon in Taschkent ist auch hier alles dem Tourismus untergeordnet und in jeder ehemaligen Zelle der Koranschüler sind Verkaufsbuden eingerichtet mit Touristenkitsch.
Links ist die Ulugbeg Medrese. Sie ist die älteste Medrese am Registan und bildet ein großes rechteckiges Gebäude mit einem monumentalen Portal und einem Hof mit 4 Aiwans, also Audienzhallen und den Zellen der Studenten. In den Ecken hat sie vier Klassenzimmer und im westlichen Teil befindet sich eine Wintermoschee. An den Ecken des Gebäudes befinden sich vier Minarette. Die Medrese wurden in verschiedenen Bauphasen vollendet, das erste Mal im Jahr 823. Sie wurde anlässlich der Jahrestage von Mirzo Ulugbek und Amir Timur in den Jahren 1993 bis 1996 restauriert.
Gegenüber auf der rechten Seite ist die Shirdor Medrese. Sie wiederholt Fassade, Planung und Komposition der Ulugbek Medrese. Bei der Shirdor Medrese ist der erste Stock erhalten, während er bei der Ulugbek Medrese zerstört ist. Am Eingangsportal ist ein Tiger („shir”) dargestellt, von dem sich der Name “Shirdor” ableitet. Diese Medrese wurde in den Jahren 1619 bis 1632 errichtet.
Geradeaus ist die Tilla Kari Medrese. Ihr westlicher Teil ist eine Moschee, eine sogenannte Freitagsmoschee. Das Innere der Moschee ist mit Gold belegt, Tilla Kari bedeutet “mit Gold bedeckt.” Auch die Einheimischen konnten hierher zum Beten kommen, Die Medrese wurde in den Jahren 1641 bis 1660 errichtet.
In diesen drei Medresen haben früher nur Männer studieren dürfen. Das Hauptfach war Koranlehre, aber auch Algebra, Geometrie, Astronomie, auch Recht, persische Sprache und vieles mehr stand auf dem Stundenplan. Es konnten nur die Söhne der Reichen studieren, die Studenten waren zwischen 8 und 18 Jahre alt. Die etwa 100 Studenten studierten nur nur im Sommer, vom Frühlingsanfang bis zum 21. Oktober. Im Winter war kein Unterricht, die Medresen waren nicht für das kalte Winterwetter eingerichtet. Nach ihrem Abschluss haben die Studenten unter anderem als Lehrer in der Moschee, als Mullah, Kalligraph oder auch Mediziner gearbeitet.
Der Registan-Platz ist ein Mekka für Hochzeitspaare. Man hat das Gefühl, dass jedes Brautpaar auf den Registan-Platz müsse, um sich Glück zu wünschen. Die Bräute hatten alle wunderschöne weiße Prinzessinenenkleider an, die ein Vermögen gekostet haben müssen.
Übrigens erklärte uns unser Guide, welche Funktion Minarette haben.
- zum Aufruf für das Gebet. Es erfolgte fünf Mal am Tag und die Minarette werden heute noch dafür genutzt, nun aber nur noch für die Positionierung der Lautsprecher😉
- War der Wächter oben und hatte eine Sicherheitsfunktion
- wurde das Minarett als Leuchtturm mit einem Leuchtfeuer benutzt, damit die Karawanen in der Wüste in der Nacht sahen, wo eine Stadt ist
- Und die vierte Funktion? Darüber mussten wir etwas schmunzeln:
Gleich neben dem Registan-Platz gab es ein Denkmal für den ersten Präsidenten von Usbekistan, der von 1991 bis 2016 regiert hat, Islam Kharimov. Er kam aus Samarkand und ist auch hier beerdigt worden.
Übrigens leben in Usbekistan ca. 130 Nationalitäten. Jeder Einwohner von Samarkand soll drei Sprachen auf Muttersprachniveau sprechen: Usbekisch, Tadschikisch und Russisch. Das ist insofern besonders, da die drei Sprachen aus völlig unterschiedlichen Sprachfamilien kommen. Usbekisch ist eine Turksprache, Tadschikisch ist eine persische oder auch Farsi-Sprache und Russisch ist slawisch. Nur englisch wird recht wenig gesprochen. Da hat man höchstenns bei jungen Leuten Glück, da diese nun mittlerweile auch Englisch in der Schule lernen.
Wir gingen vom Registan-Platz nun zu Fuß weiter und kamen zur Bibi-Khanum-Moschee, eine der größten Moscheen in Zentralasien. Es könnten dort ca. 6.000 Gläubige gleichzeitig beten. Allerdings ist es heute ein Museum, bereits seit ca. 100 Jahren wird sie nicht mehr als Moschee genutzt.
Nach den schriftlichen Unterlagen wurde sie in den Jahren 1399 bis 1405 auf Befehl von Amir Timur errichtet. Sie weist die typischen Züge mittelalterlicher islamischer Bauten auf, insbesondere die Komposition eines Hofes mit Aiwans. Der Eingang zu dem großen Hof ist mit einem Portal mit runden Minaretten verziert. Das Portal ist 38 m hoch. Während der Regierungszeit von Ulugbek (1. Hälfte im 15. Jahrhundert) wurde im Hof ein riesiger steinerner Koranständer errichtet.
Gleich neben der Moschee gab es einen großen Markt. Nach dem Chorsu-Markt hatte ich nicht das ganz große Bedürfnis, mich noch einmal auf einem Markt rumzutreiben. Ich ging lieber noch zum gegenüberliegenden Mausoleum für Amir Timurs Frau, der mongolischen Prinzessin Bibi Hanum.
Eigentlich hatte sie selbst dieses Mausoleum in Auftrag gegeben für ihre Mutter. Nach drei Jahren Bauzeit drängte sie den Baumeister, es solle schneller gehen. Die Legende besagt, dass er aber dafür eine Bedingung an die schöne Prinzessin hatte. Er wollte sie küssen. Das Angebot, sich eine Konkubine auszusuchen, nahm er nicht an. Die Prinzessin argumentierte: Nimm vier verschiedenfarbige Eier, sie sind außen verschieden aber innen alle gleich. Er argumentierte jedoch dagegen: Nimm zwei Gläser, eins mit Wasser und eins mit Weißwein. Sie sehen beide gleich aus, aber sie schmecken völlig anders. Wie das Ganze am Ende ausgegangen ist, darüber schweigt die Geschichte. 😉
Ich nutzte die Zeit außerdem, um in einem danebengelegenen Laden, in dem ein Schild stand: Post-Office, endlich einmal ein paar Karten zu kaufen, Briefmarken zu bekommen und die Karten auch gleich noch abgeben zu können. Ich bin gespannt, ob sie ankommen 😉 Bis dahin hatte ich in Usbekistan noch nicht eine Ansichtskarte gesehen, geschweige denn einen Briefkasten identifizieren können.
Wir gingen dann weiter zu Fuß an einer der ältesten Moscheen Zentralasiens vorbei, die aber im 18. Jahrhundert neu aufgebaut wurde.
Unser Ziel war die Nekropole Shahizinda am Südost-Hügel des Afrosiab. Den Begriff kenne ich zwar und weiß nun auch eindeutig, was es ist, aber hier dennoch die Wikipedia-Beschreibung:
Eine Nekropole, auch Nekropolis, oder Totenstadt ist eine baulich gestaltete größere Begräbnis- und Weihestätte des Altertums und der Ur- und Frühgeschichte. Fehlt das Bauliche, ist es ein Gräberfeld. Nekropolen lagen oftmals abseits der Wohnsiedlungen.
Die Nekropole Shahizinda ist eine der bekanntesten Nekropolen in Zentralasien, deren Mausoleen zwischen dem 9. und 19. Jahrhundert errichtet wurden. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Adligen der Timuriden hier bestattet. Unter anderem haben Schwestern von Amir Timur, Enkel und weitere Familienmitglieder ihre Mausoleen hier.
Amüsant war wieder eine Legende, die uns unser Guide erzählte. Gleich nach dem Eingangsportal gibt es eine Treppe mit insgesamt 40 Stufen. Jeder, die die Treppe hochgeht, sollte die Stufen zählen. Wenn er dann wieder heruntergeht, soll er nochmals zählen. Nur wenn die Anzahl übereinstimmt, darf er sich etwas wünschen, was erfüllt wird. Wenn nicht, dann ist das eine Sünde. 😉
In dem gesamten Areal gibt es 20 Gräber bzw. Mausoleen. All diese Mausoleen wurden im 11.-14. Jahrhundert gebaut und wurden immer wieder restauriert.
Beim Herausgehen aus der Nekropole habe ich übrigens die gleiche Anzahl an Stufen gehabt 😉
Nun gings kurz mit dem Kleinbus weiter. Wir fuhren zum Denkmal des Enkels von Amir Timur, der ein großer Naturwissenschaftler war, Mirzo Ulugbek. Er studierte Mathematik und Astronomie, aber auch Kunst, Poesie und den Koran.
Er war nicht nur Förderer der Wissenschaft, sondern arbeitete auch selbst an seinen Werken. Im Jahre 1428 ließ er sein berühmtes Observatorium bauen. Im Rahmen seiner Forschungen gelang es ihm, die Schiefstellung der Erdachse präzise zu vermessen. Außerdem berechnete er die Länge des astronomischen Jahres auf weniger als eine Minute genau; die zu dieser Zeit genaueste je gemachte Berechnung. Ulugbek führte auch die Arbeiten von Ptolemäus und al-Khwarizmi weiter und erstellte einen Sternenkatalog mit den exakten Positionsangaben von etwa 1.000 Sternen. Sein Observatorium ermöglichte ihm dabei eine bis dahin unbekannte Präzision. In Europa sollte es weitere 100 Jahre dauern, bis eine ähnliche Genauigkeit erreicht wurde.
Nun wurde es langsam dunkel und wir hatten Hunger. Marko hatte ein schönes Restaurant empfohlen bekommen und wir aßen zu Abend.
Um 21 Uhr fuhr dann unser Zug, diesmal der Schnellzug Afrosyab bis Buchara. Auch dort klappte es wieder gut und wir wurden in unser Hotel gefahren.